Weiterzucht auf Schüttsubstraten

Hat der Hobbymykologe dann endlich nach 2-3 Wochen ein Glas mit völlig durchwachsenem Getreide produziert, dann wird diese sogenannte Brut als Grundmaterial zur Beimpfung von größeren dem Pilz entsprechenden Substratmengen benutzt.

Beim Austernseitling beispielsweise ist es Stroh. Beim Champignon eher Pferdemistkompost oder ein Pferdemist- Strohgemisch. Beim Shiitake und glänzenden Lackporling natürlich Holz. Wobei natürlich wieder darauf geachtet werden muss, dass es sich um die richtige Holzart handelt, vor allem aber Laubholz. Zunächst kann diese Weiterzucht nach all den sterilen Bemühungen ohne Sterilisation erfolgen. Es wird nur pasteurisiert, d.h. mit kochendem Wasser übergossen und nach Erkalten und Ablaufen des überschüssigen Wassers beimpft. Diese Methode ist am besten geeignet für den Austernseitling auf Stroh, weil es sehr empfindlich auf Sterilisation reagiert und dann schnell anfängt zu schimmeln, wenn es nicht 100%ig steril gelagert wird. (was sehr schwierig ist, da Stroh ohne Sauerstoff leicht zu gären anfängt) Aber auch ordentliches, relativ sauberes Holz kann pasteurisiert verwendet werden. Allerdings ohne Zusatzstoffe, wie Weizenkleie oder Mehl. Bei Zugabe (auch bei Stroh) solcher Stoffe muss immer sterilisiert werden, sonst gibt es schnell Schimmel oder Bakterienbefall.
Wichtig ist bei Strohkulturen eine ausreichende Belüftung durch Löcher in regelmäßigen Abständen. Bei Holz sorgen diese Löcher oft für eine frühzeitige Austrocknung des Substrats, daher hier lieber vermeiden. In jedem Fall sorgt ein gutes Vermischen mit dem Brutgetreide für schnelleres und dichteres Wachstum. Ebenso die Beigabe von zusätzlichen Nährstoffen. Es ist eigentlich gar nicht so schwer, die Brut in großen Mengen Substrat zu vermehren, die Arbeit sollte schnell und in einem sauberen Raum erfolgen, desinfizierte Handschuhe sind selbstverständlich, auch ein Mundschutz ist angebracht. Mit dem Champignon und dem Austernseitling habe ich schon viel Erfolg gehabt, was das Durchwachsen des Substrats angeht, aber auch die Shiitake Zucht ist sehr dankbar, da er sich sehr gut gegen Schimmel zur Wehr setzt- er ‚frisst’ ihn einfach auf.
Wenn die Substrate durchwachsen sind, muss die Kultur zur Fruchtung gebracht werden. Hierbei ist die jeweilige Fruchtungstemperatur der Pilzart am Wichtigsten, dazu Licht, evtl. eine Deckerde und Belüftung. Je nach Kulturbehälter ist dabei von großer Wichtigkeit die Erhaltung einer hohen Luftfeuchte, denn nur dann können sich Jungpilze entwickeln. Bei Austernseitlingen kann das wiederum zu einem Problem werden, da sie gleichzeitig viel Licht und Sauerstoff zum Bilden von gesunden Fruchtkörpern brauchen. Hier hilft nur Experimentieren, da selbst bei Paul Stamets keine Lösungen für solche Probleme angeboten werden.

Egal ob man sich nun für die einfache Zucht mit Holzdübeln oder die Sterilzucht entschliesst, ein erhebendes Gefühl ist es in jedem Fall, wenn die ersten Früchte der Arbeit zu ernten sind. Nicht nur als Gaumenschmaus oder für die Gesundheit, sondern auch eine Freude fürs Auge. Und je mehr der Pilzbegeisterte sich in die Materie vertieft, umso spannender sind die einzelnen Lebensabschnitte des Mycels zu bestaunen. Pilze sind wirklich eine völlig untypische Lebensform und durch ihren Nutzen für Mensch und Natur ein wichtiger Teil unseres Ökosystems.