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Alt 04.05.2010, 15:48   #1
stachelmohn
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Registriert seit: 28.04.2010
Beiträge: 181
Standard
Nachtschattenkunde - Gift, Arznei, Rauschmittel
Die gängigen psychoaktiven Nachtschattengewächse (Solanaceae) sind schwarzes Bilsenkraut (hyoscyamus niger), Tollkirsche (Atropa belladonna), Alraune (Mandragora officinale) sowie Stechapfel (hier vorwiegend Datura stramonium und metel) und diverse Arten der Engelstrompete (Brugmansia), die früher den Stechäpfeln zugeordnet wurde.
Der Grat zwischen heilsam und tödlich ist bereits bei den standardtisierten Reinsubstanzen der enthaltenen Alkaloide recht schmal, bei Pflanzenmaterial mit stark schwankendem Alkaloidanteil hochgradig gefährlich. Vor Gefahr in Acht nehmen kann sich jedoch nur wer sie kennt, nicht wer sie pauschal verboten bekommt. Deswegen möchte ich dem Interessierten diese „verbotenen“, mystischen und schönen Pflanzen näher bringen.

I. Pharmakologie und Toxizität
II. Wirkstoffvorkommen
III. Geschichtliches
IV. Kultur
V. Rausch
VI. Quellen


I.
Pharmakologie und Toxizität
Gemeinsam ist den genannten Pflanzen eine enthaltene Tropanalkoloidfraktion aus Scopolamin und L-Hyoscyamin, eine Vorstufe des Atropins (DL-Hyoscyamin.) Sie beeinflussen das periphere Nervensystem in Form einer Parasympathikolyse. Sowohl ihr therapeutisches, als auch ihr gefährliches Potential sind auf diesen Mechanismus zurück zu führen. Sie erweitern die Bronchien, wirken krampflösend auf die glatte Muskulatur, erhöhen die Herzfrequenz, vermindern Schleim- und Speichelbildung, um nur einige bedeutsame zu nennen.
Daneben treten unterschiedliche Wirkungen am zentralen Nervensystem, welche entweder heilsam oder auch schädlich wirken können.
L-Hyoscyamin in höheren Dosen wirkt anregend auf die Großhirnrinde, daher die alten Bezeichnungen wie „Rasewurz„ oder „Irrbeere“. Die Bezeichnung „Tollkirsche“ ist bis heute in der deutschen Sprache erhalten.
Scopolamin dagegen wirkt zentralnervös dämpfend bereits in niedriger Dosierung.
Für die halluzinogene Wirkung sind alle drei Alkaloide verantwortlich, wobei dem Scopolamin besonders ein halluzinogener Effekt zugeschrieben wird.
Eine tödliche Gesundheitsgefahr bergen alle drei Stoffe in mehrfacher Hinsicht: sie beeinflussen
- die Herzfrequenz,
- den Atemanreiz
- die körpereigene Regulation des Blutdruckes
- das Bewusstsein, mit dessen Trübung ein Erlöschen der körpereigenen Schutzreflexe einhergehen kann.

Die Wirkstoffaufnahme kann oral, über Haut und Schleimhäute oder inhaliert erfolgen, wobei die höchste Aufnahme beim oralen Einnehmen, die geringste beim Inhalieren erzielt wird.

II.
Wirkstoffvorkommen

In allen Teilen der Tollkirsche, des Bilsenkrauts und älterer Stechapfelpflanzen überwiegt das L-Hyoscyamin.
Einen überwiegenden Anteil an Scopolamin hingegen besitzen Alraunen, vor allem ihre Wurzel und alle Pflanzenteile des jungen Stechapfels und der Engelstrompete.

Der durchschnittliche Gesamtanteil an Alkaloiden der einzelnen Pflanzenteile verhält sich laut entsprechenden Untersuchungen wie folgt:

Tollkirsche:
Wurzeln 0,85%
Samen 0,8%
Früchte 0,6%
Blätter 0,5%
Blüten 0,4%

Datura und Brugmansia:
Früchte 0,7%
Blüten 0,6%
Samen 0,6%
Blätter 0,4%
Wurzeln 0,2%

Bilsenkraut:
Wurzel 0,08%
Blätter 0,2%
Samen 0,3%

Der Gesamtalkaloidgehalt ganzer Pflanzen schwankt je nach Standort und Witterung zwischen 1% und 30%.

III.
Geschichtliches

Stechapfel und das Bilsenkraut nutzten frühe Hochkulturen medizinisch zur Durchführung von umfangreichen Operationen unter Vollnarkose. Nachweislich nutzten beispielsweise ägyptische Mediziner bereits 5000 v. Chr. Auszüge des Stechapfels, um am lebenden Patienten Trepanationen, also die Eröffnung des Schädelknochens durchzuführen. Ein Eingriff, der seiner Zeit mit Steinwerkzeug durchgeführt wurde. Auch in Teilen Mexicos gab es ähnliche Schädelfunde und Aufzeichnungen, die belegen, dass die einschläfernde Wirkung des Stechapfels bekannt war. Einige Quellen vermuten, dass es den Tod mehrerer tausend Sklaven oder Gefangener bedurfte, um die therapeutische Breite, also die hinreichend wirksame, jedoch nicht tödliche Dosis zu eruieren.
Weiterhin war auch im antiken Griechenland sowohl die berauschende als auch die tödliche Wirkung der Tollkirsche bekannt. Ihr botanischer Name Atropa belladonna geht auf diese Epoche zurück. Atropa ist in der griechischen Mythologie die Herrin des Totenreichs Atropos.
Dagegen sind die ersten schriftlichen Erwähnungen der Nutzung in unserem westlichen Kulturkreis nicht nur vergleichsweise jung, sondern auch mehr mystisch-magisch denn empirisch-medizinisch geprägt. Bilsenkraut, Alraune, Tollkirsche und Stechapfel fanden, neben Eisenkraut, Verwendung in Hexensalben. Begünstigt wurde dabei die perkutane Resorption durch die Beimengung von Fett in Form von Schweineschmalz.
Auch die rektale Anwendung war im 16. Jahrhundert bekannt. Man brachte Pferden Tollkirschen oder Stechapfelblätter in den Darm ein, um sie temperamentvoller zu machen und ihren Verkaufswert auf dem Viehmarkt zu erhöhen.
Weiterhin streiten sich die Geister darum, ob der Begriff „Pils“ nicht auf das in der Stadt Pilsen gebraute Bier, sondern auf Bilsenkraut als Zusatzstoff für schwache Biere zurückgeht.
Daturablätter wurden frei in Apotheken als Asthmazigaretten verkauft. Der Verkauf wurde in den 1970ger Jahren nicht wegen bekannt gewordener Vergiftungen eingestellt, sondern lediglich weil die Nachfrage sank.

IV.

Kultur
Die in unseren Breitengraden heimisch sind Hyoscyamus niger und Atropa belladonna. Diese Pflanzen sind recht anpassungsfähig was ihren Standortanspruch angeht und können problemlos im deutschen Garten kultiviert werden. Sie sollten nur nicht zu nass stehen und ggf. mit etwas Stickstoff versorgt werden.
Daturen und Brugmansien hingegen sind heute auf der ganzen Welt heimisch. Der Ursprungsort des Stechapfels wird in Nord- oder Mittelamerika vermutet, die Brugmansie stammt aus Südamerika. Sie sind in Deutschland nicht zuverlässig winterfest und daher am besten in Kübeln auf der Terrasse oder im Wintergarten aufgehoben. Sie haben es gern warm, hell und nicht zu nass.

V.

Rausch
Nicht nur die Gefahr der körperlichen Schäden ist sehr ernst zu nehmen. Ein Nachtschattenrausch kann sehr heftig sein und ist definitiv kein netter Samstagabend-Comicstrip. Nachtschattentrips sind äußerst düster, häufig angsteinflößend, gehen mit Vergiftungsgefühl einher und ein vollkommener Realitätsverlust ist zu erwarten. Nachwirkungen wie Kreislaufschwäche, Frieren, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit können 1 bis 3 Tage nach der Einnahme bestehen bleiben.
An dieser Stelle müsste ich eigentlich schreiben: vom Gebrauch ist abzuraten, aber ich schreibe z.T. aus eigener Erfahrung. Nachtschattenräusche sind definitiv nichts für schwache Nerven und nichts für Halbstarke. Sie sind genauso wenig Spielzeug wie alle anderen Substanzen und können einen Gebrauch als solches schnell und effektiv mit Tod quittieren.

Quellen:
-Frohne/ Pfänder: "Giftpflanzen", Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 1982
-Schuldes: "psychoaktive Pflanzen", Nachtschattenverlag, 1993
-Thorwald: Macht und Geheimnis der frühen Ärzte, Knaur 1977
- wikipedia.org
__________________
Nichts wächst schneller, wenn man daran zieht.

Geändert von stachelmohn (04.05.2010 um 15:51 Uhr).
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