Waldmeister

[stachelmohn]

Waldmeister (bot. Galium odoratum)


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Also, ich trink ja Mai-Bier (also mit Waldmeister versetzt) nach germanisch-heidnischer Sitte zum Vollmond im Mai, also am 28.
Als aber eben mein kleines 45-Kilo-Hündchen einige betrunkene Jungspunde ganz schnell überzeugt hat, sich lieber nicht an meinem Gartenzaun nieder zu lassen viel mir ein: morgen ist ja "Maifeiertag", da gibt's "Maibowle" bei den Normalos, dann fiel mir ein: wie geht's wohl meinen Waldmeistersteckies, dann fiel mir ein, hey, schreib ein Pflanzenportrait dazu!

1. Zeitgenössische Verwendung
2. Geschichtliches
3. Botanisches
4. Wirkung, Anwendung, Medizinisches
5. Rezepte
6. Quellen


1. Zeitgenössische Verwendung

Was fällt uns zu Waldmeister ein, außer Bowle? Genau, grüne Bonbons, Ahoi-Brause und Drachenlimo. Kram für Kinder. Meint ihr, der Durchschnittsdeutsche weiß, dass Waldmeister zu den psychoaktiven Pflanzen gehört? Macht aber nix, denn in Lebensmitteln ist meist kein naturgetreuer Waldmeister mehr enthalten.

Also, ich mag ihn sehr, obwohl er nicht so sehr wie die Limo schmeckt. Wer etwas möchte, was der Limo geschmacklich nah kommt, könnte "Jungfer im Grünen" probieren (bot.: äh, weiß ich nicht!)


2. Geschichtliches

Den kurzen geschichtlichen Hintergrund hab' ich schon oben erwähnt: Mit Waldmeister versetztes Honigbier wurde bei den germanischen Stämmen zu Ehren des Asen Baldur genossen, man feierte den Frühlingsbeginn, das Wiedererwachen usw. usf. Falleri, fallera. So sagen die Bücher. Ich, als waschechtes, wikingerurblütiges Gewächs behaupte: meine Vorfahren fanden eigentlich jeden Anlass, sich kräftig zu betrinken ganz klasse. Gemäß ihrem Verständnis zu den Naturgesetzen konnte es auch nicht schaden, grüne Dinge, die im Mai blühen eben in den Mai-Met zu werfen.

3. Botanisches

Waldmeister wird bis zu 30 cm hoch. Sein Stängel wächst aufrecht und vierkantig. Die Blätter sind lanzettförmig und stehen in Quirlen, die Blüten erscheinen von April bis Mai weiß und traubig.

Vermehren lässt sich Waldmeister vegetativ sehr gut (der obige ist von Anfang April.) Er breitet sich auch eigenständig problemlos und zügig aus.

Waldmeister mag, wie der Name schon sagt, schattige/ halbschattige Standorte und wächst wild in nord- und mitteleuropäischen Laubwäldern. Er bevorzugt dementsprechend nährstoffreiche Böden. Meiner steht am Gehölzrand und fühlt sich dort ohne zusätzliche Düngergaben pudelwohl, er darf allerdings das ganze Laub das im Herbst abfällt um sich rum behalten. Ich vermute davon ernährt er sich.

4. Wirkung, Anwendung, Medizinisches

Enthaltene Wirkstoffe sind Cumarin, Asperulosid, Gerbstoffe und Öle. Das Cumarin wird erst durch Trocknen der Pflanze freigesetzt.
Achtung:
- Waldmeister steht im Verdacht Früh- und Fehlgeburten auszulösen!
- Cumarin steht in Verdacht ein erhöhtes allergisches Potential zu haben, wer also zu Allergien, insbesondere Medikamenten- und Lebensmittelallergien, neigt, lässt bitte ganz besondere Vorsicht walten!

Weiterhin wirkt das getrocknete Kraut blutdrucksenkend durch Gefäßerweiterung, über diesen Mechanismus auch dezent krampflösend.


Je nach Dosierung kann Waldmeister, besonders im alkoholischen Auszug köperlich anregend sein, das Bedürfnis nach Gemeinschaftlichkeit steigern, insgesamt ausgleichend wirken. In höherer Dosis dann im ganz herkömmlichen Sinne berauschend. Da ich nichts Vergleichbares kenne, kann ich nicht sagen "ähnlich wie dies oder jenes..." Ich persönlich habe bei Waldmeistergenuss häufig eine starke Tendenz irgendwelchen Schabernack zu treiben.
Es wird an manchen Stellen auch über halluzinogene Wirkungen berichtet, insbesondere über das Sichten von Elfentänzen oder sonstigen mythischen Gestalten. Ausschließen lässt sich das sicher nicht, da noch nicht alle Inhaltsstoffe geklärt sind. Ich selber hatte nach Waldmeistergenuss noch keine Halluzinationen und aus erster Hand auch noch nie davon gehört. Aber ich träume danach spaßig.
Galium odoratum wirkt weiterhin blutdrucksenkend durch Gefäßerweiterung, über diesen Mechanismus auch dezent krampflösend.

5. Rezepte

5.1.

4-5 EL getrockneten Waldmeister (Blätter und Blüten) mit 500 g Honig und 0,5 Liter gutem, hochprozentigen Alkohol nach Geschmack vermengen. Es eignet sich z.B. Wodka oder Korn, da diese eher geschmacksneutral sind. Auch weißer Rum taugt, wer es gern herber mag nimmt Gin.

Das Ganze mindestens 12 Stunden ziehen lassen, zwischendurch ab und an schwenken.

Abfiltern und kalt stellen. Ich empfehle dringend, nicht nach der indivduellen Menge an Alkohol, die man verträgt sondern deutlich darunter zu starten und erstmal zu schauen was passiert. Also Shotglasweise rantasten. Sollte man das Ganze irgendwem "servieren" wollen, sehen in Eiswürfel gefrorene Waldmeisterblätter hübsch aus.

5.2.

8-10 EL getrockneten Waldmeister mit Likör oder Wein übergießen und über Nacht ziehen lassen. Abfiltern, mit der Flüssigkeit einen Wackelpeter zubereiten.

LG
stachi

6.Quellen:

Schuldes: "Psychoaktive Pflanzen", Verlag Werner Pieper & grüne Kraft
Schulz, Hänsel, Blumenthal, Tyler: Rational Phytptherapy, Springer Verlag
wikipedia.org

[Azrial]

n1!

wenn man die Sprache an eins, zwei Stellen anhebt könnte man das doch auf die Pflanzenliste der Hauptseite stellen oder?



aber schön gemacht. Hier gabs ja erst einen Thread wo über die psychoaktive Wirkung von Waldmeister debattiert wurde.


Was auch interesant wäre, wäre nur noch zu wissen wie man denn Waldmeister im Wald von anderen arten Labkräutern unterscheidet...


mfg Azrial

[stachelmohn]

Zitat von Azrial

n1!

wenn man die Sprache an eins, zwei Stellen anhebt könnte man das doch auf die Pflanzenliste der Hauptseite stellen oder?



aber schön gemacht. Hier gabs ja erst einen Thread wo über die psychoaktive Wirkung von Waldmeister debattiert wurde.


Was auch interesant wäre, wäre nur noch zu wissen wie man denn Waldmeister im Wald von anderen arten Labkräutern unterscheidet...


mfg Azrial

Was meinst Du mit "Sprache anheben"? Ich kann Portraits auch auf Vorlesungsniveau machen, aber eigtl. bin ich ja in meiner Freizeit hier

Ja, den Thread hab' ich gesehen.

Hm, ich finde wildwachsender Waldmeister sieht recht typisch aus, wüsste jetzt nicht mit was man den so schnell verwechseln könnte. Galium album blüht später und sieht etwas anders aus, G. anisophyllon, boreale und aparine haben ganz andere Blätter.

[Azrial]

ka... habe bin mir z.B. über die Stelle mit den Mädels und den schüchternen Jungs unsicher ob sowas auf die Hauptseite gehört


hmm... sonst wächst nixx ähnliches zurzeit?... dann weiss ich glaubich noch wo im walde welcher wächst

[stachelmohn]

Da könnt er recht haben. Hab's raus genommen, nachher bin ich schuld, wenn klein Waldemar zur Welt kommt.

Zu verwechseln, wie gesagt am ehesten mit dem weißen Labkraut, http://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fes_Labkraut

aber das geht halt später in die Blüte. Falls ein, zwei verfrüht blühende dazwischen kommen macht das nix, es ist nicht giftig.

[phalaris]

Schöne Zusammenfassung Stachelmohn.

[Senidriver]

Bin gestern ca. 1 1/2 Stunden im Wald spazieren gegangen und hab nach Waldmeister gesucht. Gefunden hab ich mehrere Pflanzen die aussehen wie Waldmeister, aber sicher war ich mir bei keiner einzigen. Dafür hab ich bei mir im Garten heute was gefunden. Ich vermute aber eher dass es sich um dieses Labkraut handelt. Der Stängel ist viereckig und etwas stachelig, die unterseite der Blätter ebenfalls. Was meint ihr? Entschuldigung für die Quali, hab bloß ein Handy zum Fotos machen.
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Irgendwie bin ich zu blöd diese Bilder richtig einzufügen. Aber so gehts auch

Gruß Mathias

[Pusemuckel]

Das ist definitiv Klettenlabkraut!!! Waldmeister hat etwas längere und vor allem breiter Blätter!!

[Senidriver]

Mist. Ich habs mir fast gedacht. Naja, weitersuchen
Aber dankeschön

[stachelmohn]

Zitat von Pusemuckel

Das ist definitiv Klettenlabkraut!!! Waldmeister hat etwas längere und vor allem breiter Blätter!!

Recht hatter, sieht danach aus! Mit Klettenwasser kann man sich die Haare waschen. (UNkraut, gibt's nicht! *matte schüttel*)

LG